SeSiSta


„Mehr Sicherheit, weniger Angst“

 

In den Kindergärten Deidesheim und Forst ist der SESISTA-Kurs gut angekommen. So lernen schon die Kleinen, wie sie sich bei Angriffen wehren und Gefahren meiden.

 

Carl, 6 Jahre, biegt um die Hausecke in eine kleine Straße. Er ist allein. Sonst sind keine Erwachsenen in der Nähe. Der Straßenabschnitt ist von Außen auch nur schlecht einzusehen. Am Gehweg parkt ein Auto. Das Fenster ist unten. Als Carl herannaht, spricht ihn aus dem Auto ein junger Mann an. Wie er heiße? Carl bleibt stehen und antwortet brav. „Und genau das soll er nicht machen“, sagt die Deidesheimer Kita-Chefin Ulrike Stepic und stoppt die Video-Aufzeichnung. Auf dem Video sind Ausschnitte aus dem SeSiSta-Kurs zu sehen, der im Juni in verschiedenen Kindergärten an der Weinstraße stattfand. SeSiSta ist ein Selbstverteidigungstraining für alle Altersklassen. Speziell für die Kindergartenkinder hat Seminarleiter Jürgen Mörixbauer sein Programm mit unterhaltsamen Vorführungen und eingängigen Reimen gespickt. Die Auto-Szene war natürlich gestellt. Es bestand zu keinem Zeitpunkt eine echte Gefahr. Aber sie zeigt, wie verblüffend einfach es für Erwachsene ist, Kinder zu manipulieren.

 

Die Kosten für den SeSiSta-Kinderkurs hat das Weingut Bassermann-Jordan aus Deidesheim zusammen mit mehreren Firmen und jungen Winzern übernommen. Insgesamt 5.000 Euro stifteten die Sponsoren. Das Geld stammt aus einer Veranstaltungsreihe, bei der sich Winzer-Nachwuchs mit alten Hasen aus der Weinbaubranche austauscht. „Und genau so einen Lernen gibt es auch bei SeSiSta“, sagt Gunther Hauck, Geschäftsführer bei Bassermann-Jordan. „Bei uns lernen die Alten auch oft von den Jungen. Aber wenn es um die Sicherheit unserer Kinder geht, müssen wir den Kindern erst mal einfache Grundregeln nahebringen.“ Die Grundregeln zu verstehen sei für die Kinder schon schwer genug, wie Kita-Chefin Ulrike Stepic bestätigt. „Die Schwierigkeit ist, dass man es den bösen Menschen nicht ansieht, wenn sie etwas böses im Schilde führen“, sagt Stepic, die zusammen mit den Deidesheimer Kindern im SeSiSta-Kurs war. Aber Kinder müssten dennoch lernen, dass es eben auch Leute gibt, die ihnen etwas antun wollen.

 

Deidesheim sei sicherlich alles andere als ein Problem-Kiez. Aber Missbrauch von Kindern geschehe in den meisten Fällen im direkten Umfeld - in der Familie oder auch unter Bekannten. „Das ist eine Gratwanderung“, so Stepic. „Wir wollen den Kindern kein unnötiges Misstrauen antrainieren oder gar Angst machen. Aber sie sollen lernen, wie sie Gefahrensituationen meiden können und Auswege finden.“ Deswegen seien die Grundregeln bei SeSiSta auch in Kinderreimen verfasst. „Spricht mich jemand an, gehe ich einfach weiter dann“, lautet beispielsweise Regel 1. Was sie an 5 Vormittagen SeSiSta gelernt hätten, müsse trotzdem weiter geübt werden, so Stepic. Deswegen würden sie und ihre Kollegen die Aufzeichnungen aus den Kursen mit den Eltern der Kinder analysieren und sie sensibilisieren. „Wir bleiben da jetzt dran“, so Stepic.

 

KURZINFO SeSiSta

SeSiSta steht für „Selbstbewusst, Sicher, Stark“ und ist ein Konzept zum Schutz und zur Selbstverteidigung. Kinder und Jugendliche lernen, wie man Gewalt deeskalierend und selbstbewusst begegnet, bei Gefahren handlungsfähig bleibt und die typische “Opferrolle” bewusst ablegt. In spielerischer Umsetzung erleben sie zudem, dass das Thema Selbstbehauptung und Selbstverteidigung auch viel Spaß und Mut macht. Jeder SeSiSta-Kurs ist speziell auf das Alter der Teilnehmergruppe abgestimmt. Diese Konzeption ermöglicht es, die jeweiligen Kursinhalte ganz konkret entsprechend der aktuellen Lebenssituation und Entwicklungsstufe des Kindes anzupassen. Mehr Informationen auf www.sesista.de